Mühlenspiegel 08

18 Mit der Bemerkung „Wenn Sie meinen, Sie können das“ erhielt Birgit Pächnatz 1990 im Ge- werbeamt Oranienburg die Ge- nehmigung für eine Änderungs- schneiderei. Für eine Gebühr von 20 Mark erwarb die gelernte Facharbeiterin für Datenver- arbeitung so die Berechtigung, Hosen zu kürzen, Jacken zu än- dern, Reißverschlüsse zu repa- rieren etc. Gelernt hatte sie das anfangs als Hobby-Schneiderin in einem Kurs der Hennigs- dorfer LEW („Lokomotivbau Elektrotechnische Werke“). Ihr Bergfelder Laden in der ehema- ligen Kinder-Bibliothek war al- lerdings von Anfang an zu klein, zumal Frau Pächnatz noch ei- nen Quelle-Shop übernommen hatte. Doch der Umzug nach Glienicke, zunächst in den Son- nengarten, dann in die Haupt- straße („Reinigung und Schnei- derei“) erwies sich von der Lage her nicht als vorteilhaft. Seit dem 9. November 2013 hat sie das ehemalige Bürgerbü- ro in der Schönfließer Passage links neben Getränke Hoffmann belegt. Ihr Angebot reicht von der Änderungsschneiderei über Hermes-Paketshop, Reinigung (Textil, Wäsche, Leder und Teppiche), Schuhreparaturen bis zum Zweite-Hand-Verkauf „nie getragener Kleidung“. Gern würde sie eine Second-Hand- Boutique einrichten; denn von Kundinnen weiß sie, dass nicht selten aus einer Laune heraus gekaufte Kleidungsstücke zu Hause dann doch nicht mehr aus dem Kleiderschrank heraus- genommen werden. „Das sind oft ganz exquisite Stücke, die andere gern tragen würden, weil sie ihnen gut stehen und ‚second hand’ erschwinglich ist.“ Als ungewöhnlichste Aufträ- ge hat sie Dachfenster-Gardinen nach vorgegebener Zeichnung - zur Zufriedenheit der Kundin – genäht, und auch die Reparatur eines kleinen Oberschirms über einem Sonnenschirm ist ihr ge- lungen. Kontakt Tel. (033056) 92222 bpaechnatz@gmx.de Ganz fix wird Altes wieder neu Birgit Pächnatz Änderungsschneiderei und Textilreinigung Shoppingmeile Bieselheide wirtschafts leben Begegnungen mit Gewerbetreibenden in Schönfließ / Bieselheide W ohnen im Einklang mit der Natur bei guter städ- tischer Anbindung, S-Bahn-Anschluss im Dorf Schönfließ und ein neuer Fuß- und Radweg auf alter Trasse durch das Landschaftsschutzgebiet nach Froh- nau und zur S 1: Mit diesen Botschaften warb der bayerische Bauträger DEMOS Mitte der 90er Jahre für sein Baugebiet in der Bieselheide am Rande der so genannten Loreley-Berge, die allerdings kaum die Höhe von Hügeln erreichen. Als Wohnge- biet „Frohe Aue“ vermarktet, sollte auf dem ehemaligen Kaser- nengelände ein „neues, kleineres Frohnau“ errichtet werden. Formulierungen von Werbetextern lassen sich erfah- rungsgemäß nicht so ohne Weiteres in tatsächliche Lebens- qualität und wirtschaftliche Realität umsetzen. Aber Bürger- Engagement und Kommunalpolitik trugen dazu bei, dass sich der Wohnpark als nachgefragte Lage entwickelte und auch die „Schönfließer Passage“ anders als in vergleichbaren Wohnan- lagen inzwischen von Anwohnern und Kundschaft aus den umliegenden Gemeinden gern genutzt wird. Dass die Geschäftsräume im Erdgeschoss belegt sind zeigt, wie sich die Gewerbetreibenden flexibel auf die Bedürf- nisse der Menschen in ihrem Einzugsbereich einstellen. Unser Rundgang bei den Inhabern vermittelte jedenfalls optimisti- sche Eindrücke und eine gute Kommunikation untereinander. Nur teilweise belegt sind die Obergeschosse: Wohnun- gen an der Vorderfront, im hinteren Bereich die Immobi- lienverwaltung „Carinta“ und „Allectra“, ein Vertrieb von Komponenten für Vakuumanlagen. Außerdem hat sich die Tagespflegestelle „Bieselmäuse“ hier eingemietet und die Ge- meindeverwaltung mit dem „Bürgertreff Bieselheide“. Sorgenkind bleibt das kleine Restaurant neben demHaupt- gebäude: Als „Peppermint-Café“, österreichisches Speiselo- kal, italienisches „Paesetto“, mexikanisches Restaurant und zuletzt als „Pfötchen-Café“ sind bisher alle Versuche eines dauerhaften Betriebs gescheitert, sodass inzwischen von Anwohnern und im Ortsbeirat eine kommunale Nut- zung erwogen und geprüft wird. Denn als die DEMOS vor einigen Jahren die Passage an eine Luxemburger Immobilienfirma verkaufte, stellte sich heraus, dass außer den Grünanlagen nicht einmal das ehemalige Bür- gerbüro, in dem mit einer Tafel an die Grundsteinlegung der Wohnanlage erinnert wurde, im Eigentum der Gemeinde war. Texte: Harald Grimm, Gudrun Engelke Fotos: Gudrun Engelke

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