Mühlenspiegel Nr. 47

Die Finals 2025 / 21 (weil nicht alle „volle Pulle“ fahren mussten) – er kann mit Stolz darauf verweisen, dass er die drittbeste Vorlaufzeit hingelegt hat. Nach diesem einen Rennen war Schluss für ihn. Das „Klein-Olympia-Feeling“ konnte er nicht in vollen Zügen auskosten, da er nach seinem Auftritt sofort zu den Deutschen Meisterschaften auf der Insel Fehmarn aufbrach. Der Aufwand sollte sich lohnen: Bei den Junioren holte er zweimal Silber, in der Männerwertung belegte er die Plätze 3 und 5! Dass „Die Finals“ allerdings eine oder sogar mehrere Nummern größer waren als normale Veranstaltungen, nahm er selbstverständlich wahr: Sponsoren, Fernsehen, Stände, Medieninteresse … Ausnahmetalent Tinca Tusche Tinca Tusche trat einen Tag später, am Samstag, an. Und lief zu Hochform auf. „Meine Gegnerin im Viertelfinale kannte ich nicht. Ich wollte einen guten Start hinlegen, um mir einen Vorsprung zu erarbeiten. Das ist mir gelungen. Und einen Paddelwechsel musste ich auch nicht vornehmen“, beschreibt sie ihren Auftaktsieg. Ihre Halbfinalgegnerin war Skadi Langbein aus Berlin. Sie gewann. „Es war vorauszusehen, dass es so kommt. Es war ein gutes Rennen von mir, deshalb ärgerte ich mich nicht so sehr, zumal sie später den gesamten Wettbewerb für sich entschied. Schließlich hatte ich ja auch noch den Lauf um Platz 3“, so die 16-Jährige. „Auch hier gelang mir der Start. Ich habe gemerkt: Hier geht heute was! Auf dieser Distanz schaue ich nur geradeaus. Ich hatte am Ende zwar das Gefühl, gewonnen zu haben. Klar wurde es mir aber erst, als ich es in der Durchsage hörte. Ich bin total happy über den 3. Platz.“ Dabei liegt der Schönfließerin diese kurze Sprintstrecke gar nicht so sehr. Dennoch fuhr sie mit einer Medaille nach Hause. Anton Birkicht hatte bei dem straffen Zeitplan in Dresden und durch die Fahrt auf die Insel Fehmarn kaum die Gelegenheit, die Sinne für das olympische Flair zu schärfen. „Auf demWasser konzentriert man sich auf das Rennen. Und die Zuschauer, die eine solche Veranstaltung ausmachen, habe ich vomWasser aus gar nicht so richtig wahrgenommen.“ Der Trip nach Dresden habe sich für den Aktiven des Rundendreher e. V. aus Schildow dennoch gelohnt. „Ich freue mich allein schon deshalb, weil ich zu ‚Die Finals‘ eingeladen wurde. Es schafft nicht jeder dorthin. Für mich ist das eine Ehre.“ Nur acht Stand-up-Paddler deutschlandweit wurden zugelassen, er war einer von ihnen. Tinca bekam von dem Interesse um „Die Finals“ etwas mehr mit als Anton. Bereits am Freitag angereist, schaute sie sich den Männerwettbewerb an. „Krass, wie viele Menschen unterwegs waren, um sich das alles anzuschauen. Die Treppen waren voll, am Geländer war kein Platz frei. Die haben die Sportler richtig laut angefeuert“, schildert sie ihre Beobachtungen. Bis Sonntag blieb sie mit ihrer Mutter in Dresden; ihr Vater auch, er ist in ihrem Berliner Verein Wasserfreunde Spandau 04 SUP-Abteilungsleiter und -Trainer. Es habe sich die Chance ergeben, beim Triathlon und Basketball reinzuschauen. „Insgesamt ein tolles Event.“ Für Tinca war es nach 2023 bereits die zweite Teilnahme an „Die Finals“. In Duisburg wurde sie seinerzeit ebenfalls Dritte. Dabei ist das Stand-up-Paddling gar nicht ihre Sportart Nummer 1. Seit vier Jahren geht sie auf die Berliner Eliteschule des Sports (Olympiapark) und betreibt dort mit Erfolg den Modernen Fünfkampf. Er ist eine der vielseitigsten olympischen Sportarten überhaupt. Hier werden kognitive und motorische Anforderungen an die Sportlerinnen und Sportler gestellt. Zum Modernen Fünfkampf gehören die Einzeldisziplinen Fechten, Reiten, Schwimmen, Schießen und Laufen. „Ich bin sechsmal in der Woche dort“, sagt Tinca. Das Stand-up-Paddling sei für sie eine ideale Ergänzung zum Modernen Fünfkampf. Nicht nur von der körperlichen Belastung, sondern auch für den Kopf. Ein paar Tage vor dem Dresdner Event weilte sie mit dem deutschen Kader bei der Weltmeisterschaft im Modernen Fünfkampf in Südafrika. „Dort belegte ich bei der U 17 den 13. Platz und war damit beste Deutsche“, berichtet sie. SUP-Weltmeisterschaft Anton Birkicht hat „seine“ WM erst noch vor sich. Ende Oktober, Anfang November wird er bei der SUP-Weltmeisterschaft in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) dabei sein. „Es ist mein letztes Jahr in der Juniorenklasse und ich will es nutzen, um meinen Traum zu verwirklichen“, so der Schüler des Eduard-MaurerOberstufenzentrums Hennigsdorf über sein Vorhaben. „Ich möchte mir einen Platz unter den besten Paddlern der Welt sichern und mit dem Team Germany wieder auf dem Podest stehen.“ So wie vor zwei Jahren in Thailand. Um aus dem TraumWirklichkeit werden zu lassen, hat Anton eine OnlineSpendenaktion (www.spendenseite. de – Stichwort Birkicht) gestartet für die Finanzierung des „Unternehmens WM“. Vor drei Jahren berichtete der „Mühlenspiegel“ schon einmal über die beiden Ausnahmetalente. Schon damals äußerten beide den Wunsch, die Erfolgsleiter weiter hinaufzuklettern. In der Zeit kamen sie ein großes Stück voran. In der deutschen Spitze sind sie etabliert. International haben sie bereits oben angeklopft. Wir werden beobachten, wie weit sie der Weg noch führt. Die Finals „Die Finals“ ist ein seit 2019 jährlich im Sommer stattfindendes Multisportevent, bei dem die Deutschen Meisterschaften in verschiedenen Sportarten zeitgleich an einem oder mehreren Orten ausgetragen werden. Die Fernsehübertragung und das Streaming werden von ARD und ZDF organisiert und veröffentlicht. Die Veranstaltungsreihe hat das Ziel, verschiedene olympische und nicht-olympische Sportarten auf nationaler Ebene zu vermarkten und deren Reichweite zu steigern. Die Austragungsorte bislang: Berlin (2019), Rhein-Ruhr (2020/abgesagt), Berlin/ Rhein-Ruhr (2021), Berlin (2022), RheinRuhr (2023) und Dresden (2025). 2024 gab es keine Veranstaltung, 2026 ist Hannover Austragungsort. Rund 3500 Athletinnen und Athleten, die großartigen Sport lieferten, waren in diesem Jahr in Dresden dabei. 133 Deutsche Meistertitel in 20 Sportarten sind im Rahmen der Finals 2025 Dresden vergeben worden – mit einem Besucherrekord von mehr als 250 000 Besuchern. Text: Stefan Blumberg / Fotos: privat

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