Mühlenspiegel Nr. 47

Gemüsepower aus Mühlenbeck / 25 alten Gärtnerei mitten in Mühlenbeck und dann ab dem 1.1.2025 den 1000 m2 großen Acker direkt neben den Heidelbeerfeldern, den er mit viel Arbeit zu einem Paradies für Gemüsepflanzen gemacht hat. Mehr als 50 Kubikmeter feinster Erde für die Beetflächen hat er dafür ausgebracht. Ein Folientunnel für die empfindlicheren Pflanzen wurde aufgebaut und dann ging es ab Mai so richtig los. Seither dürfen hier Salat, Mangold, Kohlrabi, Radieschen, Bohnen, Auberginen, Gurken, Paprika, Tomaten und Rosenkohl Seite an Seite wachsen. Eben alle Arten von Gemüse für den direkten Verzehr. Lagerware wie Kohl und Kartoffeln haben es nicht auf den akribisch angelegten Anbauplan geschafft. Denn Heiko Büttner hat keine Lagerflächen, und es entspricht aktuell auch nicht seinem Konzept. Und das ist denkbar einfach: Es wird nur so viel angebaut, wie gebraucht. Und woher weiß Heiko Büttner das? Ganz einfach: Ob als Biokiste oder im Mühlenbecker Hofladen – der direkte Verkauf ist ein Grundstein beim „Market Gardening“. Somit bleibt „regional“ hier kein leeres Schlagwort, wie man es aus dem Supermarkt oft kennt, sondern ist auch wirklich so gemeint. Keine langen Lieferwege, keine energiefressenden Kühlhäuser – stattdessen: frisches Gemüse, dem man beim Wachsen zusehen konnte. Und das können seine Kunden jeden Freitag. Abosystem Der Gemüsehof Mühlenbeck ist kein herkömmlicher Gemüsestand oder Hofladen. Statt Auslagen erwartet die Kunden „ihr“ fertig zusammengestellter Abokorb. Darin enthalten sind 5-7 verschiedene Gemüsesorten. Das Abo läuft über 30 Wochen (Mitte Mai bis Mitte November) und kostet proWoche 16 Euro. Geerntet wird immer frisch am Freitag. Denn im Gegenteil zu anderen herkömmlichen Gemüsehöfen weiß Heiko Büttner immer genau, wie viel Gemüse geerntet werden muss. Mithilfe seines Abosystems ist somit eine genaue Planung – egal ob Anbau oder Ernte – möglich. Die Abholung ist immer freitags zwischen 13 und 18 Uhr direkt auf dem Gemüsefeld an der Mühlenbecker Straße, direkt neben dem Heidelbeerfeld. Das Schöne daran: Die Wege sind kurz, das Gemüse mega frisch und: Anonym war gestern. Hier auf dem Feld kennt man sich. Es wird mit dem Gärtner über das Wetter und die Ernte geplaudert und somit das Wissen weiter vermittelt. Gerade junge Familien machen das Abholen ihrer Kisten zu einem kleinen Familienausflug mit den Kids. Und die lernen, wie man Gurken aussät oder wie Bohnen geerntet werden. Mit dieser Form der Landwirtschaft wachsen nicht nur Pflanzen, sondern auch die Beziehungen untereinander und zur Natur. Auch eine Lieferung der Abokiste ist (gegen Aufpreis) möglich. Gemüsepower Auf unsere Frage, was Heiko Büttner nach dem Saisonende macht, kommt eine schnelle und klare Antwort: Urlaub. Denn auch wenn es romantisch wirkt, Landwirtschaft ist ein 24/7-Job. Und das sollten wir alle zu schätzen wissen. In jeder Abokiste stecken nicht nur der Wert der einzelnen Gemüse, sondern auch die gesamte Arbeit des Gärtners – wie Anzucht, Pflege und Ernte. Letztendlich ist der Gedanke hinter "Market Gardening" relativ simpel: Wie produzieren wir Lebensmittel, sodass alle glücklich sind – die Natur, die Landwirte und die Verbraucher? Ein bisschen pathetisch gesagt, geht es also um das gute Leben für uns alle. Wir bekommen frisches, regionales Gemüse, und der Bauer wird fair für seine Arbeit bezahlt. Was ist „biointensiv“? Als Erklärung für Market Gardening hört man auch oft, es sei „biointensiver Gemüseanbau“: Damit ist eine Anbaumethode gemeint, bei der der Ertrag maximiert wird – aber schonend und nachhaltig, sodass die Fruchtbarkeit des Bodens erhalten bleibt. Ressourcenschonend Wenig Fläche, wenig Energie, wenig Wasser – und trotzdem satte Erträge? Wenn das mal kein Konzept ist, das in Zeiten des Klimawandels hochaktuell ist. BeimMarket Gardening ist alles darauf angelegt, unsere natürlichen Ressourcen so effizient wie möglich zu nutzen. Und das mit einer langfristigen Perspektive und ohne Einsatz von Pestiziden und chemischen Düngemitteln. Enge Bepflanzung: Die Beetabstände und auch die Pflanzabstände sind beimMarket Gardening kleiner als beim konventionellen Gemüseanbau. Dadurch wird der Platz besser genutzt, kurze Wege führen zu effizienterem Arbeiten – und Beikräuter haben weniger Chance, sich zu entwickeln. Kleingliedrig & Clever – Lean-Farming Zentrales Erfolgskriterium ist in einem Market Garden die Bedarfsermittlung, intelligente Anbauplanung mit den zu erwartenden Erträgen, die Planung von Pflanz-, Aussaat- & Kultivierungszeitpunkten und der teils komplexen Beetbelegungen. Auch die genaue Planung des Gartengrundrisses und der Infrastruktur z. B. im Bezug auf Laufwege spielt, im Sinne des „Lean Farming“, dabei eine wichtige Rolle für die Arbeitseffizienz imMarket Garden. Heiko Büttner, q Tel. 0176/ 747 34 034 Hauptstraße 6, 16567 Mühlenbeck Egemuesehofmuehlenbeck@web.de • www.gemuesehofmuehlenbeck.de Text: Sandra Freund / Fotos: Fotogruppe SichtWeisen

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