Unsere neue Revierförsterin / 27 Wie auf Ina Walter, die das ÖkosystemWald mit seinen Tieren und Pflanzen schon frühzeitig zum Thema ihres Lebens gemacht hat. Sie ist seit März 2025 die neue Leiterin des Forstreviers Mühlenbeck, welches ihr Vorgänger Carsten Voigt aus gesundheitlichen Gründen im Vorjahr abgegeben hat. Zuständig ist sie für die hoheitliche Aufsicht bei Verwaltung, Schutz und Nutzung des Waldes über alle Besitzarten hinweg – also u.a. Wald in Landes- oder Kircheneigentum ebenso wie in Privathand. Insgesamt hat das Gebiet die beeindruckende Größe von etwa 10.000 Hektar. Es erstreckt sich auf Waldflächen der Ortsteile Mühlenbecker Land und darüber hinaus auf weitere Flächen, darunter von Birkenwerder, Glienicke/Nordbahn, Hennigsdorf bis Stolpe. Weiterhin verantwortet die Revierförsterin Stellungnahmen im Rahmen von Beteiligungen an Planungen, wenn Bebauung den Wald betrifft, berät Waldbesitzer in Fragen forstlicher Maßnahmen, unternimmt Aktivitäten zur Umweltbildung und Waldpädagogik, um nur einige Aufgaben zu umreißen. Einen spannenderen Arbeitsplatz kann sich Ina Walter nicht vorstellen. Sie ist nach einigen beruflichen Umwegen in ihrem Traumberuf angekommen. Fachlich versiert … Die 54-jährige gelernte Forstwirtin bringt für diese komplexen Herausforderungen langjährige Erfahrungen mit, unter anderem aus ihrer Tätigkeit in der Bewilligungsstelle des Landesbetriebes Forst Brandenburg (LFB). Außerdem Kompetenz als Funktionsförsterin im Forstamt Uckermark. Zu ihrem fachlichen Background gehört der Bachelor of Sience der Forstwirtschaft, die Voraussetzung überhaupt, um für diese Stelle besetzt zu werden. „Ich bin noch dabei, mich einzuarbeiten: Ortskenntnis erwerben, mein Netzwerk ausbauen, Kontakte knüpfen zu Bürgern, Gemeinden, Berufskollegen“, erzählt sie. “Vieles passiert noch auf Zuruf. Erste Dienstberatungen mit allen Revierförstern des Forstamts Oberhavel helfen mir beim Strukturieren meiner Arbeit.“ Daß sie ihre Tätigkeit trotzdem inhaltlich und zeitlich selbst organisieren kann, sieht sie als Pluspunkt im Job. Wie gesund der Wald ist, zeigt sich vor allem am Zustand der Kronenverlichtung, aber auch amWuchs der nächsten Generation junger Bäume oder an der Funktion des Bodens als Waldfundament. Die Klimaveränderungen mit Extremwetter, zunehmender Hitze und längeren Trockenperioden machen den Wäldern zu schaffen. Zu den witterungsbedingten Schäden durch Sturm und Hagel kommen Waldbrände und Schädlingsbefall. Diese Daten werden im Monitoring erfasst und ausgewertet, wie Ina Walter erläutert. Das lässt Rückschlüsse zu auf die UrsacheWirkung-Beziehung und hilft bei der strategischen Entwicklung widerstandsfähiger Mischwälder von morgen. „Das ist ein langer Prozess, und wir sind mittendrin.“ … und mit Leidenschaft Ina Walter legt bei ihrer Arbeit Wert auf persönlichen Kontakt. Sie nimmt die Hinweise der Bürgerinnen und Bürger ernst und weiß deren Bereitschaft zu schätzen, sie mit sachkundigen Informationen und Anregungen zu unterstützen. „Ich trage eine Uniform“, sagt sie, „und das schafft manchmal eine gewisse Distanz. Ich möchte aber nicht die abgehobene Behörde sein, sondern im Gespräch, im Austausch Vertrauen aufbauen, meine Tätigkeit erläutern und manch überholte Vorstellung ausräumen. Es fördert auch das Verständnis, dass jeder einzelne Verantwortung für den Wald trägt und mit seinem Verhalten beitragen kann, Schaden vomWald abzuhalten“, sagt die Revierförsterin. Was sie regelmäßig aufregt ist, dass immer wieder Gartenabfälle, Müll und Schrott imWald entsorgt werden. „Wie kommen Leute dazu, ihren Abfall einfach imWald abzuladen? Abgesehen davon, dass für die Beseitigung Aufwand und Kosten entstehen, schadet das der Umwelt und den Tieren imWald. Und wir haben oft bergeweise Bauschutt mit gesundheitsschädigenden Stoffen.“ An Menschen, die den Wald als ihren Abenteuerspielplatz sehen, lärmend kreuz und quer durchs Unterholz ziehen, richtet sich ihr eindringlicher Appell um Rücksichtnahme. „Sie sind eigentlich Gäste im Wohnzimmer der Waldtiere und sollten den Wald als Erholungsort nicht überstrapazieren“, so Ina Walter. Zum Schutz der Wildtiere gilt auch imWald und freier Natur die Leinenpflicht, woran mancher Hundehalter erinnert werden muss. Viele Vierbeiner haben einen ausgeprägten Jagdinstinkt und könnten Waldtiere aufscheuchen oder gar hetzen. Gerade jetzt liegen Rehkitze schutzlos in Wiesen und Feldern. Mit Respekt und Achtsamkeit ließe sich außerdem mancher Waldbrand verhindern, denn achtlos weggeworfene Zigarettenkippen gehören immer wieder zu den Brandursachen. Vom Büro in den Wald Ina Walter ist in Berlin groß geworden, war beruflich in Niedersachsen tätig und zog später zurück nach Berlin. Jetzt lebt sie mit ihrem Lebenspartner im Umland der Großstadt. Bereits als Kind vermittelte ihr das Elternhaus auf vielerlei Weise die Liebe zur Natur. Dazu gehörte die Gartenarbeit ebenso wie das Verstehen durch Erleben. „Mein Vater erklärte mir zum Beispiel auf Waldausflügen, warum der Mensch nicht überall eingreifen soll und darf. Aus Achtung vor der Natur ...“, erzählt sie. Ein Waldeinsatz der Jugend bestärkte sie als Schülerin schon früh in ihrem Berufswunsch. Früh entwickelt man auch am besten das Bewusstsein für den Naturschutz, weiß Ina Walter. Als zertifizierte Waldpädagogin gibt sie ihr Wissen mit großer Freude an die junge Generation weiter, denn „nur was man kennt, schützt man auch“. Und wie bringt man Kindern den Wald nahe? „Am besten imWald selbst“, ist ihre Antwort. Kürzlich war sie mit Kita-Kindern aus Wensickendorf im Forst unterwegs. Da werde nichts gegoogelt, sondern erlebt. „Es ist doch alles da, in voller Schönheit, man braucht nur innehalten und beobachten“, wird Ina Walter emotional. Sprechstunde: Dienstags 13 bis 17 Uhr Landesbetrieb Forst Brandenburg Forstamt Oberhavel Untere Forstbehörde Revier Mühlenbeck Bahnhofstraße 17, 16556 Borgsdorf q 0172 – 3144057 q 03334 – 2759 791 E Ina.Walter@LFB.Brandenburg.de Text: Luciéne Weber / Fotos: Fotogruppe SichtWeisen
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