Mühlenspiegel Nr. 47

Interview: Rita Ehrlich / Fotos: Adobe Stock Frau Dr. Jockel, warum ist Trinken so wichtig? Wasser ist das Element, das Leben ermöglicht, und zugleich das Leben selbst! Unser Körper besteht zum größten Teil aus diesem Element. Der Körperwasseranteil verändert sich im Laufe des Lebens und ist von Alter und Geschlecht abhängig: Bei Erwachsenen macht Wasser zwischen 50 und 65 Prozent des gesamten Körperanteils aus. Bei Frauen ist es im Schnitt fünf Prozent mehr als bei Männern. Säuglinge bestehen dagegen sogar zwischen 70 und 80 Prozent aus Wasser! Wasser ist im Blut, in der Lymphe, im Urin, im Gehirn. Wir brauchen dieses Wasser für verschiedenste Stoffwechselvorgänge, für die Verdauung und – ganz wichtig – für die Entgiftung. Es ist Transportmittel für lebenswichtige Spurenelemente, die sogenannten „Elektrolyte“, und reguliert unsere Körpertemperatur. Wir Menschen können je nach Konstitution und äußeren Bedingungen maximal drei Tage ohne Trinken überleben. Zum Vergleich: Ohne Essen überleben wir rund 30 Tage. Unsere Körper verlieren permanent Wasser: vor allem über die Nieren – als Urin – und über die Haut – beim Schwitzen. Darummuss ständig Flüssigkeit nachgefüllt werden … Gibt es eine generelle Empfehlung, wie viel und wie oft ein Mensch trinken sollte? Man spricht in der Regel von zwei bis drei Litern Trinkmenge pro Tag. Diese Flüssigkeitsmenge ist über den Tag verteilt zu trinken, am besten in Portionen von 250 ml. Natürlich sollte man bei körperlicher Aktivität sowie im Sommer bei höheren Außentemperaturen mehr Flüssigkeit zu sich nehmen. Spätestens wenn man merkt, dass man anfängt zu schwitzen, ist ein Wasserausgleich erforderlich. Das kann aber individuell sehr unterschiedlich sein. Gerade ältere Menschen und Kinder müssen hier besonders aufpassen. Was müssen ältere Menschen beim Trinken beachten? Im Alter verlieren manche Menschen ihr Durstgefühl. Dann sollte bewusst und nach Plan getrunken werden. Gleichzeitig können bestimmte Vorerkrankungen die maximal verträgliche Trinkmenge limitieren. Zu viel Flüssigkeitszufuhr von mehr als zwei Litern am Tag belastet dann die Nieren oder verdünnt das Blut. Hier sprechen Sie bitte unbedingt mit Ihrem behandelnden Arzt über die für Sie passende Trinkmenge! Was gilt beim Trinken für Kinder? Säuglinge und Kleinkinder sind von Natur aus „Trinker“ und haben einen wesentlich höheren Flüssigkeitsbedarf als Erwachsene. Es heißt ja nicht umsonst „Säugling“; das hat die Natur schon gut eingerichtet. Vor allem bei körperlichen Aktivitäten und beim Aufenthalt im Freien benötigen Kinder zwingend einen regelmäßigen Flüssigkeitsausgleich – und zwar vor, während und nach der Aktivität. Kinder müssen zudem bewusst zum Trinken angehalten werden, denn ihr Durstgefühl ist noch nicht vollständig ausgeprägt und sie müssen regelmäßiges und ausreichendes Trinken erst noch erlernen und trainieren. Feste Rituale helfen dabei, und Eltern oder Lehrer sind wichtige Vorbilder. Darum empfehle ich in Kindergärten und Schulen regelmäßige Trinkpausen mit einzuplanen, so dass dafür ausreichend Zeit bleibt: Das heißt, vor Beginn der Schulstunde, direkt nach einer körperlichen Anstrengung und am Ende der Schulstunde sollte gemeinsam getrunken werden – und zwar bei jedemWetter. Die benötigte Trinkmenge nimmt im Laufe der Kindheit langsam ab, bis man nach Abschluss des Längenwachstums im Alter ca. 19 Jahren biologisch als erwachsen zählt. Dann gilt wieder die Regeltrinkmenge von zwei bis drei Litern pro Tag. Und welche Getränke sollten wir nun im besten Fall trinken? Gut ist natürlich immer Wasser. Bei körperlicher Anstrengung empfehle ich isotonische Getränke, natriumarmes Mineralwasser oder Saftschorlen. Vorsicht bei süßen Getränken: Diese führen im Endeffekt wieder zum Wasserverlust, weil der Stoffwechsel dafür mehr arbeiten muss. Das Gleiche gilt für eiskalt gekühlte Getränke: Sie sind zwar erst einmal angenehm, doch der Körper reagiert darauf wärmeregulierend und damit hält der erfrischende Effekt nicht lange vor. Frau Dr. Jockel, herzlichen Dank für dieses Gespräch! Nicht nur im Sommer hört man immer wieder, wie wichtig das Trinken ist. Warum? Darüber sprachen wir mit Dr. med. Barbara Jockel. Sie ist nicht nur unsere Mühlenbecker Ortsvorsteherin, sondern vor allem Fachärztin für Allgemeinmedizin, Umweltmedizin und Naturheilverfahren. Mehr Infos: Rund ums Leitungswasser Schadstoffe im Trinkwasser, Leitungswasser für Babys, Wasserfilter und viele weitere Infos www.verbraucherzentrale-brandenburg.de/wissen/umwelt-haushalt/ wasser Gesund Trinken im Alter Tipps für Angehörige, Rezepte für Getränke und kostenfreie Ratgeber www.gesund-aktiv-aelter-werden.de/ gesundheitsthemen Trinken im Alter Ursachen, Folgen und Anzeichen für Flüssigkeitsmangel, Tipps für Angehörige: www.fitimalter-dge.de/mehr-wissen/ trinken-im-alter Trinken im Unterricht Initiative zur Aufklärung von Lehrern, Eltern und Schülern mit Infos & Unterrichtsmaterialien www.trinken-im-unterricht.de Trinken in der Schule Frei verfügbare Unterrichtsmodule für Grundschul-Lehrkräfte aus Brandenburg (4. – 6. Klasse) über die Bedeutung von gesundem Trinken www.verbraucherzentrale- brandenburg.de/lebensmittel- ernaehrung/trinken-schule Trinken beim Sport Tipps für Erwachsene, Berechnung des individuellen Schweißverlusts www.uni-siegen.de/sport/ blog/950954.html Kontakt: Dr. med. Barbara Jockel Bahnhofstr. 8, OTMühlenbeck ( 033056 / 74 507 Sprechstunde der Ortsvorsteherin jeden 1. Mittwoch imMonat von 16:00 bis 17:30 Uhr im „Mühlentreff“, Hauptstraße 7, OTMühlenbeck oder nach Vereinbarung 30 / Warum trinken im Sommer so wichtig ist ... Trinken, trinken, trinken ....

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