Es gibt Geschichten, die zeigen, dass Aufgeben keine Option ist. Christin Willnats Lebensweg ist eine davon. Heute sitzt sie als Abgeordnete der Partei Die Linke im Deutschen Bundestag – und doch trägt sie in jeder Rede, jedem Gespräch und jeder politischen Entscheidung die Erfahrungen einer jungen Frau, die einst vor der Frage stand: Wie geht es jetzt weiter? Vom Supermarktregal ins Parlament Geboren 1986 in Brandenburg an der Havel, wuchs Christin Willnat als Tochter einer Verkäuferin und eines Straßenbahnfahrers auf. Ein echtes Arbeiterkind, wie sie selbst sagt. Nach der zehnten Klasse begann sie eine Ausbildung im Einzelhandel – bis sie im dritten Lehrjahr entlassen wurde. Arbeitslos. Perspektivlos. Doch genau dort, wo andere vielleicht resigniert hätten, begann für Christin Willnat etwas Neues. Sie kämpfte sich zurück, holte ihren Abschluss nach, machte über den Zweiten Bildungsweg ihr Abitur und studierte später Interdisziplinäre Russland-Studien an der Universität Potsdam. Heute ist sie nicht nur Abgeordnete, sondern auch Mutter in einer Patchworkfamilie mit vier Kindern – und eine unermüdliche Kämpferin für soziale Gerechtigkeit. Die Schule des Lebens – mitten im Alltag anderer Bevor sie 2025 in den Bundestag gewählt wurde, arbeitete Christin Willnat als Übersetzerin und vor allem als Integrationshelferin. Sie begleitete Geflüchtete, Alleinerziehende, Obdachlose – Menschen, die vom System oft übersehen werden. Sie saß mit ihnen in Wartezimmern, half bei Formularen, suchte Wohnungen, hörte zu. In dieser Zeit lernte sie mehr über soziale Realität als in jedem Lehrbuch. Diese Erfahrungen wurden zu ihrem inneren Kompass: Praktische Hilfe reicht nicht – es braucht politische Veränderungen. Einsatz in Berlin – Verbraucherschutz als soziale Gerechtigkeit Heute setzt Christin Willnat genau dort an. Als Obfrau im Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz und Sprecherin für Verbraucherschutz kämpft sie im Bundestag für faire Regeln, die wirklich schützen. Eines ihrer Herzensthemen: das Gesetz zur kostenfreien sozialen Schuldenberatung (SchuBerDG). Sie weiß, was Überschuldung bedeutet – und wie schnell steigende Energiepreise oder Mieten Menschen in existenzielle Not bringen. Ihre Forderung ist klar: Niemand soll aus Angst vor Kosten auf Hilfe verzichten müssen. Für das Mühlenbecker Land und den gesamten Landkreis Oberhavel bedeutet das: mehr Unterstützung für Familien, die jeden Euro zweimal umdrehen müssen – und ein stärkeres Sicherheitsnetz gegen Altersarmut oder Wohnungsverlust. Engagiert für Stadt und Land Neben ihrer Arbeit im Verbraucherschutz ist Willnat auch stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat. Dort setzt sie sich für die Anliegen ländlicher Regionen ein – von Mobilität und Infrastruktur bis hin zur Daseinsvorsorge. Themen, die auch unsere Region betreffen: kurze Wege, gute Busverbindungen, funktionierende Nahversorgung. Im Gespräch mit den Menschen Christin Willnat ist keine Politikerin, die nur aus Berlin heraus agiert. Sie sucht das Gespräch – offen, direkt, ohne Phrasen. Dies wurde beim Treffen mit ihr genau spürbar: Hier spricht jemand, der zuhört. Der weiß, wie sich Unsicherheit anfühlt. Und der Politik nicht als Machtspiel begreift, sondern als Möglichkeit, das Leben vieler Menschen konkret zu verbessern. Christin Willnat ist die Stimme derer, die selten gehört werden – und ein Beispiel dafür, dass jede zweite Chance eine neue Geschichte verdient. Wie eine Frau aus Brandenburg den Weg nach Berlin fand – und dabei nie vergaß, wo sie herkommt Christin Willnat Die Stimme der zweiten Chance 40 / Christin Willnat – Die Stimme der zweiten Chance Texte: Volker Agüeras Gäng / Fotos: Christin Willnat
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