Müehlenspiegel 36

Ein Jahr Auszeit vom Job – wie geht das? / 39 Der Zensus wird europaweit einheitlich durchgeführt. Ist das nicht ein Riesenaufwand? Volkszählungen wurden schon immer durchgeführt. Vielen ist sicherlich die Weihnachtsgeschichte in der Bibel vertraut, bei der Maria und Josef nach Bethlehem reisten, um sich „schätzen“ – also zählen – zu lassen. Tatsächlich gab es Volkszählungen aber nachweislich schon einige Tausend Jahre früher im alten Ägypten. In den meisten europäischen Ländern fanden und finden sie mehr oder weniger regelmäßig seit etwa 150 Jahren statt, wobei es Unterschiede in der Art, beim Zeitpunkt und im Umfang der erhobenen Daten gab und deshalb die Werte verschiedener Staaten nicht ohne weiteres vergleichbar waren. Seit 2008 gelten innerhalb der Europäischen Union einheitliche Regelungen für alle Mitgliedsstaaten, um dieses Problem zu lösen. Im Jahr 2011 wurde das erste Mal in der gesamten EU nach diesen Kriterien gezählt. 10 Jahre später hätte man wieder zählen müssen, aber wegen der Coronapandemie wurde dieser Termin um ein Jahr verschoben. Die Zählung ist heutzutage natürlich in starkem Maß digitalisiert und viele Werte können aus dem Melderegister und anderen Datenbanken gewonnen werden. Das spart viel Zeit und viel Geld. Weil aber die Register durchaus auch Fehler enthalten können, werden die Angaben bei etwa 14 Prozent der Einwohner noch einmal erhoben und überprüft. Warum ist das überhaupt notwendig? Verlässliche Daten sind Grundlage für viele politische und wirtschaftliche Entscheidungen: Wie viele Wohnungen werden gebraucht? Und in welcher Größe? Reichen die Straßen- und Zugverbindungen aus? Haben wir genügend Plätze in den Kitas und Schulen? Stimmen die Zahlen nicht, stimmen möglicherweise auch die Entscheidungen nicht. Wie funktioniert diese Datenerhebung? Und welche Daten werden überhaupt erhoben? Hier unterscheidet man Erhebungs- und Hilfsmerkmale: Hilfsmerkmale werden nur benötigt, um die Befragung überhaupt durchzuführen. Das sind zum Beispiel Name, Straße und Hausnummer. Diese Werte werden gelöscht, wenn die Befragung abgeschlossen ist, so dass am Ende nur die statistischen Daten übrigbleiben. Diese Daten, also zum Beispiel das Geburtsjahr, das Geschlecht, die am Ende statistisch auswertet werden, sind die Erhebungsmerkmale. Die Hauptdatenquelle bilden Verwaltungsregister: Für Zensus 2022 In diesem Jahr wird das Volk gezählt! Was kommt da auf uns zu? Früher nannte man es „Volkszählung“, heute heißt es „Zensus“. Das letzte Mal passierte das 2011: Das war der „Zensus 2011“ und der hatte Deutschland ordentlich durchgeschüttelt, denn die Zahlen wichen massiv von denen früherer Volkszählungen ab. Die nämlich waren 1987 in Westdeutschland und 1981 in der DDR durchgeführt worden … über 20 Jahre früher! Dabei sind genaue Einwohnerzahlen ziemlich wichtig: Daran hängen zum Beispiel die Fragen, wie viele Schulen wir brauchen oder wo es mehr Altenheime geben sollte. Nun starten wir also in eine neue Runde. Was da auf uns zu kommt, darüber sprachen wir mit Dr. Andreas Keller, dem Leiter der Erhebungsstelle beim Landkreis Oberhavel. Dr. Andreas Keller

RkJQdWJsaXNoZXIy NzY5NzY=