Mühlenspiegel 39

zu unglaublich realistischen Tier- und Menschenportraits zeigen uns unser gegenwärtiges Dilemma auf: Alles, was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand. Da hält er es mit Charles Darwin. Natur in Ruhe lassen! „Ich möchte aufzeigen, was mit den Menschen und der Erde passiert, wenn es falsch läuft“, so der 67-Jährige. Kunst muss gesellschaftskritisch sein. Aber er möchte nicht anprangern, will keine Fronten schaffen. Er plädiert dafür, zu reden, statt zu zerstören. Und er vertraut darauf: „Das Universum, die Natur möchte nicht, dass der Mensch ausgelöscht wird.“ Fortschritt und Technik sind immer Fluch und Segen zugleich. Das erkannten schon große Genies und Querdenker wie Leonardo da Vinci und Otto Lilienthal. Beiden hat Kaliga, selbst der Technik ebenso zugetan wie der Natur, je ein Kunstwerk gewidmet. „Alles, was weiter nach vorne entwickelt wird, kann im Guten wie im Bösen genutzt werden“, resümiert der Schildower. So hat der Pazifist Otto Lilienthal mit der Erfindung des Flugapparats nicht nur die Grundlage für die Fliegerei geschaffen, sondern – ungewollt – eben auch für die Entwicklung moderner Waffensysteme. Und doch: Eine Vision, wie Technik im Guten genutzt – die Natur also gleichzeitig „in Ruhe“ gelassen werden könnte – schwebt dem studierten Diplomingenieur vor: ein Tierpark, in dem die Tiere dank Künstlicher Intelligenz absolut realistisch erscheinen, es aber doch nicht sind, so dass die echten Tiere in Freiheit leben können. In einem seiner Werke hat er diese Idee bereits verwirklicht: Kontrolliert und gesteuert durch Computerdaten präsentiert sich ein äußerst realistisch erscheinender, mächtiger Gorilla, der „in Wirklichkeit“ aber künstlich ist, versichert Wolfgang Kaliga mit einem Augenzwinkern. Spiegelschrift Mit seiner Kunst hält Kaliga, für den das Malen immer auch „ein Ventil“ ist, uns sprichwörtlich einen Spiegel vor: Jedes Kunstwerk erzählt eine Geschichte, die auf einer kleinen, wahren Begebenheit aus dem Alltag beruht. „Zuerst entsteht immer die Geschichte“, erzählt der Schildower mit den vielseitigen Begabungen. Sie fließt ihm in der ihm inhärenten Spiegelschrift mit gleichmäßigem, elegantem Schwung „einfach aus der Hand“. Erst später, wenn die Zeichnung fertig ist, wird der Text aus dem Notizbuch in das Bild – „da wo noch Platz ist“ – übertragen, bleibt aber stets dezent im Hintergrund. Wer also das gesamte Geheimnis der Werke entschlüsseln will, der bedarf eines Spiegels. Und darf keine Mühe scheuen. Nur so viel sei verraten: Der Schriftzug „Natur in Ruhe lassen“ findet sich in gewohnt kunstvoller Spiegelung auf (fast) jedem der ausgestellten Werke, die übrigens einmal alle zu einem großen Gesamtwerk zusammengefügt werden sollen. Ausstellungnochbis 09.01.2023 in der Kirche in Schildow, Hauptstr. 10. Die Ausstellung kann jeweils vor und nach den Gottesdiensten oder nach vorheriger Absprache besichtigt werden. Kontakt: Tel. 033056 / 81 021 oder 20 963 Text: Birgit Rathmann Fotos: Fotogruppe SichtWeisen privat Entzündung der Gedenkkerze in Erinnerung an den Hunger in der Welt am 26.11. von 14 bis 17 Uhr Dorfkirche Schildow, Hauptstr. 10 www.kirche-muehlenbeck-schildow.de ( 033056 / 89 017

RkJQdWJsaXNoZXIy NzY5NzY=