Mühlenspiegel 39

24 / Kinderseite Alles tut weh! Puck und: Die letzten Tage des Herbstes waren kalt, grau und schmuddelig, Pucks Lieblingswetter, so wie auch Sonnenschein, Wind und Schneefall sein Lieblingswetter sind. Doch in diesen Tagen hatte Puck Spaß, in die großen Matschpfützen auf dem Feldweg zu hopsen, danach durch die Blätterberge, die der Wind aufgehäuft hatte zu krabbeln und den tanzenden Blättern hinterherzulaufen. Bis gestern war das so super, dass er nicht einmal seinen Freund Igittel vermisste. Doch heute hat Puck keine Lust zum Toben. Ihm geht es gar nicht gut. „Uiuiui,“, stöhnt er, als er sich aus seinem Kuschelkissen hochrappelt. „Elli, Hilfe, ich sterbe“, stöhnt er leidend. Elli schaut über ihre Brille ernst zu dem kleinen, unglücklichen Fellknäuel. Sie setzt sich umständlich auf den Boden zum Puck. Besorgt legt sie ihre Hand auf seine Stirn und streichelt ihn vorsichtig. „Was tut denn weh?“, will sie wissen. „Alles, einfach alles“, jammert Puck und kuschelt sich auf Ellis Schoß. „Vielleicht war es gestern doch zu kalt, um den halben Tag mit nassem Fell rumzuspringen“, murmelt Elli leise. “Ich fürchte, du bist krank. Das sieht nach Erkältung aus.“ „Aber wieso, mich stört die Kälte doch gar nicht! Und warum soll etwas, was so viel Spaß macht, krank machen?“, entgegnet Puck empört. Elli muss schmunzeln. „Das frage ich mich auch manchmal. Aber mach dir keine Sorgen, ich koche dir etwas Leckeres zu essen, und bestimmt bist du in zwei, drei Tagen wieder ganz gesund.“ Elli setzt Puck auf den Schaukelstuhl in der Küche und beginnt, die Zutaten für Pucks Lieblingsessen zusammenzusuchen. Ein bisschen Sorgen macht es ihr schon, dass Puck nicht fürchterlich schimpft bei der Ankündigung, dass es mehr als zwei Tage dauern kann, bis er wieder ganz gesund ist. „Du, wozu ist es eigentlich gut, krank zu sein?“, fragt Puck, während er zum Fenster hinausträumt. „Nun, vielleicht braucht dein Körper Kraft und Ruhe zum Wachsen, und wenn es dir gut geht, hopst du den lieben langen Tag herum, und deine Knochen und Muskeln hier werden zusammengestukt und können nicht länger und größer werden.“ Sie tastet seine Beine und Pfötchen ab. „Ja, ich denke, du brauchst eine Ruhepause, damit du wachsen kannst. Und da du von allein keine Pause machst, wurden die Krankheiten erfunden.“ Puck grübelt still über diese Erklärung nach. Nicht lange, und Elli hört ihn leise schnarchen. Den nächsten Tag verschläft Puck einfach. Nur kurz gehen Elli und er raus, schnappen nach Luft und schauen in die grauen, tiefhängenden Wolken, die wie eine Decke über dem Feld und dem Wald liegen. „Nicht einmal einen Drachen kann man erkennen. Wie öde“, nörgelt Puck und schleicht zurück zum Haus. Doch bald merkt Puck, wie die Kraft und die Lust auf Bewegung zurückkommen. „Los, aufstehen, Schnarchnase!“, ruft er am Morgen, als Elli nicht wie gewohnt schon vor ihm in der Küche ist, um ihren Morgenkaffee zuzubereiten. „Uiuiui, Hilfe, alles tut weh und mir ist so kalt.“, stöhnt Elli aus ihrem Bett, bis zur Nase eingemummelt. „Oh nein, das kannst du doch nicht machen! Heute scheint die Sonne, wir müssen los, den Kranichen beim Fliegen zusehen! Das liebst du doch so sehr!“, protestiert Puck. „Nein ,das kann ich nicht, ich bin krank. Kannst du ihnen sagen, sie sollen hier vor meinem Fenster fliegen üben, damit ich sie sehen kann?“, fragt Elli. „Daran glaubst du doch selbst nicht, dass die auf mich hören? Kannst du dich erinnern, wie oft ich denen schon hinterher geflitzt bin und gefragt habe, ob sie mir zeigen, wie Fliegen geht? Hat da auch nur einer mal geantwortet? Nein. Die hauen einfach ab in den Süden, und wir kleben hier am Boden fest.“ „Jaja, jedes Jahr das gleiche. Aber weißt du noch, wie schön es war, als sie im Frühjahr zurückkamen? Darauf freue ich mich jetzt schon.“

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