Mühlenspiegel 42

Gutshaus Summt / 25 Wie im Märchen Wenn man hört, das jemand in einem Gutshaus wohnt, denkt man unweigerlich an Glanz und Gloria, Empfänge und adelige Bewohnen. Und sicher, früher traf das häufig zu, aber heute, da sieht es oft anders aus. Davon können auch die neue Gutsherrin und die beiden neuen Gutsherren "Ein Lied singen". Denn, es war ein steiniger Weg vom fast verfallenen Gutshaus Summt zum heutigen architektonischen Meisterwerk. Wie alles begann Alte Summter oder auch Besucher kannten das Gutshaus Summt noch als Ausflugsgastätte. Geführt von Arthur Friedrich und seiner Frau. Als diese starb, führte es ihr Mann zwar weiter, aber die gute Seele fehlte irgendwie. Der Gastrobetrieb wurde immer weniger, bis es zum Schluß fast nur noch einen Außer-Haus-Verkauf auf den Treppen des Hauses gab. Auch wenn das Gebäude sehr baufällig und marode war, Arthur Friedrich lebte bis zu seinem Tode im Jahre 2001 darin. Danach stand das Haus leer. Bis 2013 – da entdeckte Christian Ebner, Architekt aus Berlin die Immobilie. Zusammen mit seinem Kollegen und Freund Martin Janeković und desser Frau Monica Wurfbaum (auch Architektin) überlegten sie nicht lange und kauften das Grundstück am See. Wind und Wetter hatten dem einstigen Gutshaus arg zugesetzt. Als die drei das Gutshaus das erste Mal besichtigten, konnten sie vom Erdgeschoß aus den Himmel sehen. Das Haus glich eher einer Ruine als einemWohnhaus. Und doch, die Idee, hier gemeinschaftlich zu leben, gefiehl den Dreien sehr gut. Wie bei Dornröschen wollten sie das Haus "wachküssen" – es mit neuem Leben füllen. Der besondere Reiz, aber auch die, wie sich später herausstellte, schwierigste Aufgabe war es, das Alte mit dem Neuen zu verbinden. Stand das Gebäude ja unter Denkmalschutz, was bedeutete, dass jeder Schritt, jede Veränderung an der Substanz mit der Denkmalbehörde abgestimmt werden musste. Die Kreativität und ihr Ideenreichtum halfen den neuen Besitzern dabei, dem Haus ihre persönliche Note zu verleihen. Neues trifft auf Altes Schaut man sich heute die Rückseite des Gutshauses an, so scheint die Zeit stehengeblieben zu sein: Der Wein rankt sich an der Treppe empor, die Fassade, die Fensterläden und die Türen – alles Original. Nur wenn man den Kopf hebt und zum Dach schaut, sieht man, dass hier Neues auf Altes trifft. Zwar hat man den Eindruck einer geschlossen Dachfläche, schaut man aber genauer hin, so erkennt man, dass das Dach eine riesige Stahlkonstruktion beherbergt. Genauer gesagt ist es eine Streckmetallkonstruktion, welche man aufklappen kann. Haus im Haus Das Dach war ein Kompromiss und zeigt den Ideenreichtum der Architekten. Denn laut Denkmalbehörde sollte die alte Optik des Gebäudes beibehalten werden. In Zeiten von Gebäudeenergiegesetzen, Wärmeplanung und steigenden Gaspreisen wollten die Bauherren aber gern neuste Technologien nutzen. Kein ganz einfaches Unterfangen, aber mit viel Fingerspitzengefühl und Knowhow haben sie es geschafft. Tritt man heute in das Gutshaus ein, erkennt man schnell, dass man hier nicht in irgendeinem Haus

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